Es geschieht tatsächlich, wir verlassen Enthray. Vor einem Jahr hat der Rat die Entscheidung gefällt, auf die wir schon so lange warteten. Ein Jahr hatten wir Zeit für die Vorbereitungen und heute ist es so weit. Wir alle spürten diese Unruhe schon lange. Erst war sie nur unterschwellig wahrzunehmen, dann war die erhöhte Aktivität in den Familiennetzwerken zu vernehmen und dann spiegelten sogar die Tiere in unseren Territorien unsere Rastlosigkeit. Und nun ist es so weit, wir verlassen unseren Planeten, unseren Ursprung, unsere Heimat. Doch wir können in dem Wissen gehen, dass wir diesen Planeten bereichert haben. Er ist gereinigt durch unsere Technologie, er quillt über vor Leben und vor Rohstoffen und ist im perfekten Gleichgewicht.
Wir werden durch die Galaxie reisen, neue Welten, Planeten und vielleicht sogar Spezies entdecken, aber vor Allem werden wir den Schlüssel für unsere geistige Weiterentwicklung finden. Technologisch, wissenschaftlich und industriell haben wir die höchste Stufe erreicht, die wir auf unserer Heimat zu erreichen im Stande sind. Nur indem wir uns gemeinsam als Volk geistig weiterentwickeln, können wir auch in den anderen Bereichen eine höhere Ebene erreichen. Wir werden Alle aufbrechen, wir sind ein Volk, wir sind verbunden und niemand wird zurückgelassen. Wir sind verbunden und würden es uns niemals anders wünschen, also werden wir alle mit Schiffen reisen. Meine Eltern werden auf einem zivilen Transporter reisen. Denn mein kriegerischer Vater ist zu alt für den aktiven Dienst, auch wenn er das natürlich ganz anders sieht. Gut, dass er meine starke, selbstbewusste Mutter hat, die sich wunderbar darauf versteht ihn zu erden. Ich dagegen werde die Reise auf meinem Schiff antreten, mit meinen Soldaten. Denn auch wenn mein Vater immer der Meinung war, meine sture Art würde es mir niemals erlauben eine Offizierslaufbahn anzutreten, war es genau diese Eigenschaft, die es mir ermöglicht hat. Denn wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt habe.. nunja. ..
Meine Gedanken schweifen ab, dabei müsste ich als starkes Vorbild unbeirrt in mein Schiff steigen. Denn meine Ruhe und Stärke würde sich durch die Bande und die Netzwerke die unser Volk verbinden, auf die weniger Starken übertragen. Doch ich sitze wie angewurzelt auf meinem Bett und starre durch das große Fenster auf das wunderschöne Grün der Wälder Enthrays, die ich bis zum Augenblick meines Todes schmerzlich vermissen werde . Wir verlassen Enthray in dem Wissen, dass es eine lange Reise wird, die wahrscheinlich Generationen dauern wird. Aber wir verlassen es auch in der Gewissheit, dass unser Volk wiederkehren wird. Klüger, stärker, aufgestiegen auf eine höhere Bewusstseinsebene, auf die nächste Stufe unserer Entwicklung.
Ich werde jetzt gehen, Stark und ohne Reue! MIAU! Oh nein, Lunix, nicht jetzt! Der Blick aus den Augen meines Kashra zerreißt mich fast. Auch ihn muss ich zurück lassen. Er gehört in diese lebendigen Wälder, nicht auf ein Schiff. Sein weiches Fell kitzelt mein Gesicht, während er seinen Kopf an meinem reibt und ich ihn an mich drücke. Oh verdammt, ich habe Tränen in den Augen. Soviel zu stark und unbeirrt. Und ihm sehe ich an, dass er es weiß. Er weiß, dass ich gehe, dass wir uns nicht wieder sehen. Um ihn und mich zu beruhigen, Rede ich ihm gut zu: Er wisse ja, dass es sein muss und dass er brav sein soll. Und dass bestimmt eines Tages meine Urenkel hier herkommen um mit seinen Urenkeln fangen in den Wäldern zu spielen. Dann halte ich es nicht mehr aus. Ich küsse seinen Kopf, sage ihm, dass ich ihn nie vergesse, nehme mein Gepäck und gehe. Als ich mich ein letztes mal umsehe, einen letzten Blick auf mein Haus werfe, sitzt er auf meinem Bett und sieht mir mit schief gelegtem Kopf nach. Mein treuer Freund.
Das Heimweh wird uns wohl unser Leben lang begleiten, doch wir folgen unseren Instinkten. Als ein Volk, denn darin liegt unsere Stärke. Auf meinem Weg zum Schiff sehe ich Familien, die sich noch ein letztes mal umsehen, Gepäck, das verladen wird und Soldaten, die letzte Vorbereitungen treffen. Alles wirkt ein wenig durcheinander, aber das täuscht. Wir sind perfekt ausgerüstet und vorbereitet. Als ich die Rampe zum Schiff hinaufsteige, legt sich ein Lächeln auf mein Gesicht, meine Ruhe als Offizierin umhüllt mich und ich bin voller Vorfreude auf das, was da kommen mag. Ich richte mich an meine Soldaten und rufe: Auf in die Zukunft!